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Social Web meets Social Action?! – einige Gedanken zu “Free Burma”

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Die vor wenigen Tagen in Italien von Dario Salvelli in dessen Blog veröffentlichte Idee, im Internet ein Zeichen der Solidarität für die Menschen in Burma zu setzen, nahm rasch “Gestalt” an. Andere Blogger griffen diese Idee auf, vernetzten sich. Über ein Planungs-Wiki wurde das gemeinsame Arbeiten an der redaktionellen, technischen und grafischen Umsetzung einer Plattform im Internet koordiniert. Bereits wenige Tage nach der Ideenfindung ging die Website www.free-burma.org online. Das ist eine tolle Leistung!

Am 4. Oktober hatten sich bereits 10.000 Menschen in die Unterschriftenliste im Web eingetragen, viele Blogger haben seitdem mit Bannern, Links oder Textbeiträgen ihre Sympathie für die burmesische Bevölkerung zum Ausdruck gebracht; Webmaster integrieren Banner und Links in ihre Seiten und helfen damit, das Geschehen in Burma wieder mehr in das öffentliche Bewußtsein zu rücken. Wenn das Ganze auch nur ein klein wenig dazu beiträgt, dass Menschen (mit und ohne Internetanschluß) sich wieder mehr informieren, zur aktuelle Lage in Burma und auch den vielen anderen Krisenregionen dieser Welt, dann machen solche Aktionen meiner Meinung nach Sinn.

Toll, wenn Web 2.0 nicht nur unter einem konsumorientieren Ansatz gesehen wird, sondern sich mit sozialem Engagement verbindet. Vielleicht gelingt es, über mehr Öffentlichkeit langfristig Veränderung zu bewirken. Ich weiß nicht, ob diese kleine Solidaritätsaktion bei den Menschen in Burma in irgendeiner Weise spürbar ist. Auch ist es schwer zu messen, worin letztlich die Essenz dieser Unterschriftenliste im Web besteht. Wie viele Menschen pro Land haben sich dort eingetragen, abzüglich aller Spam-Beiträge und Doubletten? Wie misst man Engagement? Vielleicht helfen die Auswertungen von Marc Scheloske (Politologe) und Dr. Benedikt Köhler (Soziologe), diese Fragen zu beantworten.

Die neuen Vernetzungsmöglichkeiten, die das Web 2.0 u.a. durch die Blog-Technik bietet, dienen als schnelle Hilfs- bzw. Transportmittel. Mit (m)einem Blog “telefoniere” ich in die Welt hinaus, im Prinzip Tag und Nacht. Manchmal antwortet mir jemand oder verweist an anderer Stelle auf einen Eintrag von mir, was ich dann wiederum an den eingehenden Links sehen kann. In meinem engeren Freundes- und Bekanntenkreis betreiben einige wenige eine eigene private Website, ein Blog nutzen nur diejenigen, die auch beruflich irgendwas mit Internet oder Medien zu tun haben. Die meisten haben mit dem Web garnichts zu tun. Um so größer die Herausforderung, in Gesprächen im internet-fernen Bekanntenkreis auch noch verstanden zu werden, denn die Bloggersprache ist teilweise für Außenstehende unangenehm kryptisch.

Folgendes fiel mir auf, während ich meinem Bekanntenkreis begeistert von der “Free Burma”-Aktion erzählte:

Ich setze hier voraus, dass solche oder ähnliche Aktionen nicht nur auf das Internet oder auf Blogbesitzer beschränkt bleiben sollten.

- der Aufruf zu einem “Blogschweigen für einen Tag” erschien mir und erst recht meinen web-fernen FreundInnen seltsam und nur aus Sicht eines Viel-Bloggers erklärbar. Mein Blog z.B. schweigt manchmal monatelang und das soll dann auch so sein und ist keine angekündigte Aktion. Nichtblogger können damit garnichts anfangen.

- für Einsteiger im Web, wäre es meiner Meinung nach hilfreich, begleitend zu solchen oder ähnlichen Aktionen eine Orientierungs-Website anzubieten, die einfach und verständlich einige Grundlagen des WWW erklärt, sowie einige technische Begriffe übersetzt (z.B. Wiki, Widget, Trackback o.ä.). Evtl. gibt es solch eine Website schon. Wenn nicht, dann setzte ich das jetzt mal auf meine to-do-Liste. Nicht-Blogger irritiert es z.B. auch, dass sie beim Lesen in Blogs auf unendlich viele Nebeninformationen treffen, die jetzt nichts mit dem Ausgangspunkt ihrer Recherche zu tun haben. Für viele Netz-Neulinge ist das dann so abschreckend, dass sie z.B. im Falle der “Free Burma”-Aktion lieber nicht teilnehmen, weil sie diese Bloggerwelt (Spaßiger Abstecher: die Weltkarte der Blogosphäre) als völlig unüberschaubar empfinden, ganz zu schweigen von der teilweise für Laien unverständlichen Bloggersprache. Ein Beispiel: “WTF´s are short blurbs that explain the buzz around people…” wäre z.B. in meinen Augen ein echtes K.O.-Kriterium für manch einen Neuling, der auf diesen Satz trifft, wenn er der Überschrift im Wiki “Helft mit, diese Aktion bekannt zu machen” folgend, u.a. bei Technorati auf einen blurb trifft.

- solche Aktionen müssen meiner Meinung nach auch immer Brücken schlagen zu internet-fernen Aktionen (mit Adresse und Telefonnummer!), sonst bleibt das Anliegen hermetisch abgeschottet in der “Bloggerwelt” stecken und verliert sich im Beschauen der Rankingwerte. Bei “Free Burma” gab es z.B. von Beginn an auch einen Link zu Amnesty International. Schade finde ich nur, dass Amnesty International Deutschland nicht auf die Internetaktion hinweist bzw. hingewiesen hat. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass meine Anrufe und E-Mails mit einem Hinweis auf die Internet-Aktion nicht beantwortet wurden. Heute lese ich auf der Website von Amnesty International Deutschland: “Setzen auch Sie ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Myanmar: Binden Sie dunkelrote Bänder an Brückenpfeiler, Straßenlaternen, Ihren Fahrradlenker, Ihren Außenspiegel am Auto oder andere Gegenstände im öffentlichen Raum.” Auf amnesty.org wird aufgerufen: “Join the global demonstration – Amnesty International, in partnership with other organisations worldwide, has called for a second day of global demonstrations at 12 noon on Saturday 6 October 2007.

Wieso kann oder will man sich hier nicht vernetzen? Da würde ich mir bei zukünftigen Aktionen viel mehr Akzeptanz und Aufmerksamkeit seitens bestehender Aktionen und auch der klassischen Medien wünschen.


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